Festivals

Rückblick: Das war das Prima Leben und Stereo 2010

Michael Hartl

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Prima Leben und Stereo 2010 – oder Prima Leben im Schlamm! „Wo ist denn der Campingplatz dieses Jahr?“ und „War der Vöttinger Weiher nicht mal woanders?“ Nach Ankunft am Festival staunten wir nicht schlecht, als wir anstelle des ursprünglichen Campingplatzes einen „See“ inklusive Entenfamilie bestaunen durften. Standen denn die ganzen Zelte, Pavillons und Klappstühle schon unter Wasser? Waren die Bierpaletten schon im Schlamm versunken? Nein, der Zeltplatz wurde kurzerhand an einen anderen, „geeigneteren“ Platz verlegt, welcher jedoch nach zwei weiteren regnerischen Festivaltagen ein neues Paradies für Enten darstellte.

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Alle Bilder: Michael Hartl

Mit dem Wetter hatten wir schon mal kein Glück. Aber wir waren trotzdem, bzw. deshalb umso heißer auf das diesjährige Line-up, welches wieder vom allerfeinsten war und den Gipfel der „kleinen“ Bands repräsentierte. Auch innerhalb des Festivalgeländes bekam man die Auswirkungen des Dauerregens, in Form von Schlamm, Schlamm und nochmals Schlamm zu spüren.

Dies hielt die Opener Kleinmeister jedoch nicht davon ab, die vereinzelt mutig erschienenen Festivalbesucher würdig in Freising zu empfangen, ebenso lockten Mexican Elvis und Pillow Fight Club immer mehr Festivalisten vor die Bühne, was aufgrund des Regens nicht im Bereich des vorstellbaren lag. Während oben genannte Bands noch in den Kinderschuhen ihrer Karriere stecken, spielte diese Band auf dem Prima Leben und Stereo das allerletzte Open Air ihrer Bandgeschichte.Virginia Jetzt! verabschiedeten sich nach 11 Jahren und 4 Studioalben mit einem unvergesslichen Auftritt von ihrem Festivalpublikum. Sowohl auf, als auch vor der Bühne wurde VJ’s Performance mit einem weinenden und einem lachenden Auge gesehen. Erwartungsgemäß gewann jedoch die Freude, denn man weiß: Dieses Ende wird ein Anfang sein. Alles hin, hin, hin zu Ja, Panik! Diese fünf Jungs aus dem Burgenland haben nicht nur zwischen 2 und 4 die Stadt in ihrer Hand, sondern vor allem ab 20 Uhr die Bühne auf dem Prima Leben und Stereo. Die „Men in Black“ sind unerreicht, wenn es darum geht, die Massen vor die Bühne zu locken. Sie geben uns die Kraft, denn wahr ist was wahr ist!

Die Sterne
Die Sterne

Die Sterne gaben sich nach 2006 zum zweiten Mal die Ehre, das Publikum in Freising zum Regentanz zu bewegen, bis auch das letzte grün unter den beinen verschwand. Sterne schienen nicht am Himmel, sondern auf der Bühne. Sie hatten mindestens so viel spaß wie die Zahlreichen Menschen vor der Bühne. Den Fehlfarben sah man an, dass ihr Bandname ebenso Bandmotto ist. Bunte Klamotten, die sich Heutzutage niemand mehr tragen traut. Es war wie eine Zeitreise. Eine Zeitreise mit Zukunftsmusik, die in der Gegenwart nicht von gestern war. Eine penibel sortierte Bandaufstellung, aufgesetzte coole und zugleich konzentrierte Gesichter, mit Sonnenbrillen oder unfrisiertheit bedeckt, lies einen staunen und bewundern zugleich.

Fehlfarben
Fehlfarben

Tag 1 war geschafft. Schade. Tag 2 begann mit Hoffnung. Die Sonne hat uns tatsächlich noch besucht! Bei einem 2-Tages-Festival kann man schon frühzeitig von einem Happy End reden. Sir Simon Battle war schon am Vortag da und hat das PLUS ausgiebig genossen. Erst auf der Bühne konnte er sich allerdings endgültig entfallten. Wundervolle Klangwelten bestückt mit einer tollen Stimme. “Es ist zwar vielleicht nicht die beste Show die wir spielen, aber dafür ist es die beste Show die wir sehen durften!”, dachte Simon Frontzek laut. Die Rede war von einer riesigen Schlammschlacht.

Jens Friebe hat sich ähnlich erfreut an dem Spektakel. Miss Mies und Chris Imler brachten auf humorvolle, kritische, schöne weise der Menge bei, wie genial Texte sein können.

Was anfangs noch nicht bekannt war, spielte sich der Höhepunkt des Festivals am Samstag um 20 Uhr ab. Ladys and Gentlemen, Audiolith hat uns seine besten Pferde im Stall geschickt. Bratze.  Wo anfangs noch eine Schlammschlacht stattfand, füllte sich der große radius innerhalb weniger sekunden und die leere verwandelte sich in ein Gedränge und getobe. Die Stimmung war am Zenith angelangt und nicht mehr zu bändigen. Danke Bratze!

Anschließend folgten zwei nicht weniger interessante Bands, bei denen noch alle Anhänger des deutschsprachigen HipHops voll auf ihre kosten kamen. Texta und Blumentopf machten einen Stimmungsvollen Abschluss, der das Festival in guter Erinnerung hinterlies.

Es ist vermutlich die Organisation, die dieses Festival jedes Jahr unvergesslich und legendär hinterlässt. Ohne Gewinnmaximierung im Hinterkopf zu haben, wird hier das gesamte Budget für erstklassige kleine Größen der Bands aus dem deutschen Raum ausgegeben. Die Helfer, die sich auf 200-300 Stück belaufen dürften, arbeiten alle Ehrenamtlich.

Danke Prima Leben und Stereo, wir sehen uns nächstes Jahr natürlich wieder!

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