Auf zum Sonnenrot

Nur 2 noch Tage, dann heißt es: Rucksack packen und auf nach Eching zum Sonnenrot 2010.  Grund genug für einen Blick nach Vorne. Die Vorfreude ist riesig, die Erwartungshaltung steht ihr in nichts nach. Angesichts des diesjährigen Programmes wundert das kaum, sind doch neben vielen kleinen Schmuckstücken auch echte Highlights gebucht worden.

Doch zunächst steht eine andere Frage im Vordergrund: Zeigt sich der Wettergott dieses Jahr gütig? Wahrlich unangenehme Erinnerung mag mancher Festivalbesucher an das letztjährige Sonnenrot Festival haben. Gewitter, Sturm, Evakuierung – extreme Umstände blieben den Besuchern letztes Jahr nicht erspart. Doch schenkt man den Vorhersagen Glauben, wird dieses Jahr alles besser: Sonne, Sonne, Sonne – und Temperaturen um die 30°.

Da beruhigt ein Blick auf den Geländeplan, denn für Abkühlung ist gesorgt. Neben den obligatorischen Trinkwasserstellen hat auch der Echinger See einen Platz auf der Übersichtskarte gefunden, ist er doch fester Bestandteil des Sonnenrot Konzepts. Er dürfte sich dieses Jahr als wahrer Publikumsmagnet entpuppen.

Daneben bietet das Gelände aber weitere Besonderheiten. Sei es nun der Beachvolleyball- und Basketballplatz – Turnier inklusive, die Chillout Area oder auch die Shisha-Lounge – für Abwechslung ist gesorgt.

Auch gibt es dieses Jahr einen Festivalsupermarkt, der sich auf anderen Festivals längst etabliert hat – genaue Preise einzelner Artikel werden jedoch nicht verraten. Im Zweifel sind also Selbstversorger im Vorteil.

Wer bei all dem Rahmenprogramm noch Zeit für Musik hat, darf sich auf ein abwechslungsreiches musikalisches Programm freuen, von dem wir an dieser Stelle einige – chronologisch geordnete – Highlights herausgreifen.

Anajo
Anajo

Freitag

Fangen wir an mit einer fantastischen Live Band. Anajo, das steht für Stimmungsvolle Gute-Laune Songs, die zum Tanzen verleiten. Da wären Lieder wie Monika Tanzband, Pusteblume oder Wenn du nur wüsstest mit dem sie am 2007 Bundesvision Song Contest teilnahmen. Wir freuen uns.

Ein Kontrastprogramm dazu gibt es kurz darauf: Get Well Soon präsentieren tiefsinnige Lieder, die unter die Haut gehen. Sie stimmen nachdenklich und garantieren Gänsehaut, machen einen Vergleich mit anderem schwer. Stellenweise pessimistisch, desillusioniert wirkt ihre  Musik und doch verspricht schon der Name der Band etwas anderes: “Rest Now Weary Head You Will Get Well Soon”.

Im Vereinten Königreich sind sie populär und mit mehreren Top Chart Platzierungen auch kommerziell erfolgreich. Mit Dakota landeten die Stereophonics dort bereits einen Platz 1 Hit. In Deutschland blieb der große Erfolg bisher aus, doch mit ihrem Aufritt auf dem Sonnenrot dürften sie sicherlich einige Fans gewinnen.

Weiter geht es mit den Kilians – Garagen Rock aus dem Ruhrpott, stark beeinflusst von Größen wie den Strokes oder Kings of Leon, was man auch raushört. Manchem dürften sie als Vorband der Babyshambles geläufig sein, auch Coldplay begleiteten sie auf mehreren Konzerten. Und doch haben sie den Rang einer bloßen Vorband längst hinter sich gelassen.

Jan Delay
Jan Delay

Ein echtes Hamburger Original rundet den Freitag des Sonnenrot Programms ab: Jan Delay, zusammen mit Disko No. 1 dürfte jedem Festivalisten bereits über den Weg gelaufen sein. Um nur die kommenden Festivals zu nennen: Deichbrand, Open Flair, Taubertal oder das österreichische Frequency –  Jan ist am Start mit einem Mix aus HipHop, Soul, Funk und Reggae in Kombination mit seiner unverwechselbaren nasal-nuschligen Stimme. Mercedes Dance machte ihn richtig populär, die ausgekoppelte Single Klar wurde ein Hit. Mit Platin Status wurde sein aktuelles Album Wir Kinder vom Bahnhof Soul (2009) versehen, Oh Jonny verleitet zum Mitgröhlen und man darf gespannt sein, ob er eine seiner Coverversionen à la Remmidemmi auspackt.

Neben den Donots, die diesen ersten Abend abschließen werden, stehen am Freitag einige weitere Bands auf der Bühne, die hier nur am Rande Erwähnung finden, ohne damit ihre Qualität schmälern zu wollen: Mit dabei sind An Horse, Rainer von Vielen, Itchy Poopzkid, Flogging Molly und 2raumwohnung.

Samstag

Schon um 11:25 wird mit The Marble Man am Samstag die Bühne eröffnet, gefolgt von Disco Ensemble und Ja, Panik.

Friska Viljor
Friska Viljor

Mit Friska Viljor wartet eine musikalische Besonderheit aus Schweden. Eine Beschreibung fällt schwer, laut.de erklärts: “Am Anfang steht der Suff.” – So sind die meisten Lieder wohl unter Alkoholeinfluss entstanden, die  “Texte beschäftigen sich, zwischen Verbitterung und Hoffnung schwankend, mit den Themen, die den Griff zur Flasche erst provozieren: Frauen, Alkohol und Rock’n’Roll”, so in der laut.de Biographie. Das Ergebnis ist – anders -, aber interessant. Wer von der Entstehungsgeschichte der Lieder nicht abgeschreckt wurde, kann auf der Webseite der Band reinhören.

DÚNÉ, Danko Jones und WhoMadeWho folgen und werden abgelöst von The Sounds. Frontfrau Maja Ivarsson glänzt durch eine besondere Bühnenpräsenz – das wird ihr nachgesagt. Musikalisch werden rockige Elemente mit Synthie Pop gemischt. Heraus kommt eine spannende powervolle Musik, die fast zwangsläufig zu guter Stimmung führt.

Bonaparte
Bonaparte

Was soll man zu Bonaparte sagen? Das ist nonkonformistisch, (Anti, Anti) freakig und bewusst anders. Ein besonderes Spektakel  ist wohl garantiert, wenn die multinationale Kombination auf der Bühne steht.

Mit Tocotronic und The Notwist konnte das Sonnenrot gleich zwei Bands verpflichten, deren Festivalauftritte eher rar sind. Gerade die Verpflichtung von  The Notwist kann als Alleinstellungsmerkmal des Sonnenrots genannt werden. – 1989 in Weilheim gegründet sind sie aus der deutschen Independent Szene nicht wegzudenken. Sie zählen zu jenen Bands, die man gesehen haben muss und angesichts ihres beständigen Erfolges ist dieses Urteil sicherlich nicht überzogen.

Maximo Park

Auf dem Plakat stehen sie alleine in Reihe eins, und das sicher nicht zu Unrecht: Maximo Park aus Nordengland sind erfolgreich mit dem, was sie tun. Am Sonnenrot werden sie einen ihrer wenigen Deutschland Aufritte in diesem Jahr absolvieren. Auf diesen darf sich gefreut werden.

Adam Green darf schließlich um 1 Uhr als Letztes die Bühne des Sonnenrots betreten. Skurrile Aufritte sind sein Ding; sei es nun betrunken bei TV Total oder ein wenig hamplig im Fransenoutfit auf der Bühne. Eine punkige Grundeinstellung verbunden mit Folk-Klängen – das ist die Art von Musik, die dem Sänger der Moldy Peaches auch Solo in Europa Erfolg beschert hat. Zu seinen bekannten Liedern zählen die Single Auskopplungen Jessica, Friends of Mine und Dance with me.

Vielfalt, ohne konzeptlos zu wirken – so könnte man das diesjährige Aufgebot des Sonnenrots wohl zusammenfassen. Beide der Tage können mit einem breiten Aufgebot überzeugen. Ticketlose können über die Abendkasse noch an Karten kommen und für 70 Euro dabei sein. Das Kontingent ist laut Veranstalter ausreichend. Wir freuen uns auf ein weiteres Highlight im Festivalsommer 2010 und werden ab Donnerstag vor Ort sein und sicherlich mit einigen schönen Impressionen und Eindrücken zurückkommen, die wir euch natürlich hier präsentieren werden.

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Manuel Hofmann

Festivalaffiner Politikwissenschaftler.